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Nicht von irgendwo
Gemeinwohl

Jeder bekommt eine Chance: Im AZV werden Talente und Kompetenzen erkannt und gefördert

Feb. 04, 2022
Beim Ausbildungszentrum Vorarlberg, dem AZV, wird niemand zurückgelassen. Mit einer helfenden Hand werden Jugendliche ausgebildet und während des Arbeitsprozesses begleitet. Geschäftsführer Ernst Schmid sprach mit fairplace über eine Aufgabe mit Verantwortung.

Das Ausbildungszentrum Vorarlberg ist eine gemeinnützige GmbH, die sich seit 2005 auf die Ausbildung von Jugendlichen konzentriert, die Probleme bei der Suche nach einer Lehrstelle haben oder ihre Lehrstelle verloren haben. Wie und wie vielen jungen Menschen konnte schon geholfen werden?

Ernst Schmid: Im Moment haben wir ein Kontingent von 149 Lehrstellen in 14 Lehrberufen. Die zu diesem Projekt zugelassenen Jugendlichen beginnen ihre Ausbildung im Überbetrieblichen Ausbildungszentrum (ÜAZ) des AZV Ausbildungszentrum Vorarlberg. Während der ersten sechs Monate wird neben der fachlichen Grundausbildung großer Wert auf die Verbesserung der Kernkompetenzen (Rechnen, Schreiben, Lesen etc.) und auf die Stärkung der Sozialkompetenz gelegt. Viele Jugendliche, die zu uns kommen, haben in ihrem kurzen Leben schon einiges erlebt – da sind die Fähigkeiten im sozialen Umgang oft ausbaufähig. Auf dem Arbeitsmarkt, bzw. generell im Leben, ist diese Kompetenz elementar. Daher unterstützen wir die Jugendlichen bei der persönlichen Entwicklung und geben ihnen Strukturen.
"Auf dem Arbeitsmarkt, bzw. generell im Leben ist Sozialkompetenz unentbehrlich."

Wie finden die Jugendlichen den Weg zum AZV?

Das Arbeitsmarktservice weist uns die Jugendlichen zu. Abgesehen davon ist der Aufnahmeprozess ähnlich dem eines Unternehmens: Wir organisieren sechs Aufnahmetermine pro Jahr – praktisch alle zwei Monate. Davor veranstalten wir jeweils einen Informationstag, an dem bis zu 60 Lehrlinge in spe teilnehmen. Danach können die Jugendlichen in verschiedenen Berufen schnuppern. Während dieser Schnuppertage werden sie von Ausbilder*innen und Pädagogen*innen begleitet, die mit ihnen praktische Übungen, Aufnahmetests und Einstellungsgespräche durchführen. Motivation für eine Lehrausbildung ist einer der wichtigsten Punkte. Wenn alles passt, wird ein Ausbildungsvertrag verfasst.

Welche Berufe können erlernt werden?

Angebotene Ausbildungen sind Betriebslogistik, Einzelhandel, Elektrotechnik, Informationstechnologie, Koch/Köchin. Malerei, Metallbearbeitung, Metalltechnik, Restaurantfachfrau/-mann, Systemgastronomie, Tischlerei, bzw. Tischlereitechnik. Neu dazugekommen sind die Lehrberufe Bürokauffrau und Fahrradmechatroniker*In. Aktuell bilden wir 14 Lehrberufe an vier Standorten aus: Neben unseren eigenen Ausbildungszentren in Hohenems und Rankweil arbeiten wir in Feldkirch mit „Integra“ und in Frastanz mit „Aqua Mühle“ zusammen. Damit die Jugendlichen eine optimale Ausbildung erhalten, bieten wir Dienstleistungen in den jeweiligen Berufen für Privatpersonen oder Firmen an, entwickeln aber auch Produkte für externe Kunden bzw. Auftraggeber.

Wie lange bleiben die Lehrlinge im AZV?

Geplant ist, dass die Lehrlinge im zweiten Lehrjahr vermittelt werden. Sollte dies aus verschiedenen Gründen nicht möglich sein, begleiten wir die Jugendlichen bis zur Lehrabschlussprüfung. Schlussendlich steht der Lehrabschluss im Vordergrund.

Was sind die häufigsten Aufgabenstellungen, die das AZV zu bewältigen hat?

Unser Ziel ist es, Jugendarbeitslosigkeit entgegenzuwirken und motivierten Jugendlichen die Chance zu geben, eine Lehre zu absolvieren. Eine abgeschlossene Ausbildung ist einer der wichtigsten Erfolgsfaktoren, um am Arbeitsmarkt erfolgreich zu sein. Neben unseren erwähnten Hauptaufgaben, die Lehrlinge in Sachen Sozialkompetenz zu festigen und sie gut auf den Abschluss vorzubereiten, legen wir großes Augenmerk auf geeignete Praktika in den Unternehmen. Zusätzlich soll das AZV Jugendlichen, die aus sozialen Gründen oder auf Grund von Qualifikationsproblemen Gefahr laufen, eine Ausbildung nicht erfolgreich abschließen zu können, eine Art Auffangnetz bieten. Dadurch können wir zur Entlastung des Lehrstellenmarktes in den kommenden Jahren beitragen.
"Das AZV bietet Jugendlichen, die gefährdet sind, eine Ausbildung nicht erfolgreich abzuschließen, eine Art Auffangnetz."

Ihre Aufgabe hat einen großen sozialen Aspekt. Was gibt Ihnen Ihr Beruf persönlich?

Die Aufgabe ist herausfordernd, da es viele Stakeholder zu berücksichtigen gibt. Aber genau das macht es so spannend. Für mich ist es am wichtigsten, dass die Jugendlichen eine Möglichkeit bekommen, sich für ihre persönliche und berufliche Zukunft zu qualifizieren und damit den täglichen Herausforderungen gewachsen zu sein.

Können Sie sich an eine besonders schöne Begegnung/tolle Begebenheit/erfolgreiche Arbeit? erinnern? Gibt es ein besonderes Erfolgserlebnis, an das Sie sich erinnern?

Es gibt viele sehr positive Ergebnisse, an die ich mich gerne erinnere. Etwa sehr guten Platzierungen bei Landes-, und Bundeswettbewerben. Wir freuen uns, wenn Vermittlungen in die Wirtschaft klappen und es sehr positive Rückmeldungen von Unternehmerinnen und Unternehmern gibt. Kürzlich haben 19 Personen (1, Ausbilderin, 6 Ausbildner und 12 Lehrlinge) den Staplerführerschein gemacht und die Ausbildung bestanden.

Welche Visionen haben Sie?

Ich denke, es wäre sinnvoll zu überlegen, wie wir unser Netzwerk bestmöglich nutzen können. Was für Netzwerke bestehen bereits? Wo und womit kann man sich einbringen, welche Synergien können genutzt werden und wie? Ein Gedankenaustausch, bzw. ein Treffen der Partner - eine Art Stammtisch - wäre ein lebendiges Signal. Ich glaube, dass dabei viele neue Impulse auf den Weg gebracht werden könnten.
"Eine Art Stammtisch wäre ein lebendiges Signal."
AZV Ausbildungszentrum Vorarlberg
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